Versuch einer Darstellung der künstlerischen Probleme, mit denen ich mich in meiner Arbeit beschäftige und weiterhin beschäftigen werde.

Ich versuche das, was ich an Eindrücken, Gesprächen, Gedanken, Gefühlen, Medienerfahrungen, Spaziergängen aufnehme, in meiner Arbeit auf einen Punkt zu bringen, das heißt, auf jeweils einen Punkt. Jeder Punkt ist ein Teil der Gesamtheit aller Eindrücke, so wie jeder Kopf ein Teil einer Gesamtheit und ohne sie auch nicht denkbar ist.
Selbst die Isolierrtheit eines einzelnen, herausgestellten Kopfes wird erst in der Masse deutlich. Punkte sind trotz ihrer Ähnlichkeit unterschiedlich, und doch trotz ihrer Unterschiedlichkeit ähnlich.
Jeder Kopf, jedes Teil ist individuell gestaltet, keine Massenware, und ordnet sich doch einer Masse zu. Jedes einzelne Teil kann für sich stehen, bekommt seine Aufgabe aber erst duchr den Zusammenhang.
Alles, was auf mich einwirkt, beeiflußt meine Arbeit, ob durch äußerliche oder innere Einflüsse.
  Was nicht heißt, daß ich jedes Erlebnis, jede Beeinflußung gleich in eine Arbeit, Skulptur, Ding, Plastik, Teil verwandle, sondern, daß ich versuche, die Summe meiner Eindrücke zu komprimieren und zu einer Arbeit zu verdichten.
Jede Arbeit ist ein Teil von Vielen, ist nicht ein einzelner Aspekt, sondern eine auf einen Punkt gebrachte Möglichkeit der Ausdrucksform.
Ich versuche den oder die Betrachter/in durch eine scheinbare Unklarheit der Dinge zum Nachdenken anzuregen, durch Irritation im Betrachter ein Hinterfragen der eigenen Einflüsse zu provozieren. Denn Einflüsse, die tagtäglich auf jeden Betrachter speziell einwirken, formen individuell das Bild meiner Arbeit und damit auch die Arbeit selbst; das heißt, der Betrachter wird selbst zu einem kreativen Faktor, bleibt nicht nur passiver Zuschauer.
Ich verzichte fast immer auf eine Betitelung meiner Arbeiten, um den oder die Betrachter/in nicht noch zusätzlich durch eine vorweggenommene Interpretation (den Titel) in eine vorbestimmte (Gedanken-) Richtung zu lenken.
  Denn für meine Arbeiten sind der Raum bzw das Umfeld selbst, in dem sich die Dinge zeigen bzw ich sie zeige sehr wichtig.
Zum Einen, weil sich die Arbeit je nach Kontext verändert, zum Anderen, weil sich für den Betrachter (also auch für mich) jedesmal ein neuer Bezug zum Raum und deshalb auch zur Arbeit errgibt. Die Wichtigkeit des Raums, des Umfelds, nimmt daher einen immer "größer werdenden Raum" meiner Arbeit ein.
Denn mit der Änderung des Raums ändert sich nicht nur die Arbeit, sondern auch Sehweisen. Dies ist der Ausgangspunkt meiner Arbeit. Die Arbeit mit mich umgebenden Räumen, die nicht einzig als ummauerte Räumlichkeiten definiert sind; und die Beschäftigung mit Raum als Platz oder Ort. Die Veränderlichkeit des Denkens an geänderten Orten. Die verschiedene Betrachtungsweise der Dinge allein durch die Veränderung des Umfelds. Die Veränderung des Raums durch die Änderung des Sehens. Die Miteinbeziehung des Betrachters in Umgebung und Arbeit.

 
Wolfgang van Elst 1990
 

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